„Not macht erfinderisch“, heißt es im Volksmund. Wie sieht das in der Praxis aus? Kann man aus der Not tatsächlich eine Tugend machen? Hier sind fünf inspirierende Beispiele von meinen Reisen, die es beweisen!
Beispiel 1: Radtour ohne Geld durch Deutschland
Im Februar 2017 hatte ich fast mein ganzes Erspartes verloren. Ich hatte mein Leben lang auf eine bessere Zukunft hingearbeitet, die aber niemals kam. In der dunkelsten Stunde entschied ich mich, aus der Not eine Tugend zu machen. Ich beschloss, mich meiner schlimmsten Angst zu stellen: Der Angst, kein Geld mehr zu haben, und gleichzeitig meinen größten Traum zu leben, nämlich, die Welt zu bereisen. Was daraus entstand? Eine 250-tägige Radtour ohne Geld durch Deutschland mit einem Supermarkt-Fahrrad! Während meine Gedanken am Anfang nur noch von Geldsorgen bestimmt waren, heilte diese Reise meine Angst und ich konnte zum ersten Mal spüren, wie es sich anfühlte frei zu sein und mein Traumleben in der Gegenwart zu leben. Da die finanzielle Lage auch nach der Reise ausbaufähig blieb, unternahm ich zwei weitere Abenteuer: Meine Radtour ohne Geld durch Großbritannien zusammen mit meinem Husky Rocky und schließlich sogar eine Radtour ohne Geld zum Nordkap. Insgesamt war ich mittlerweile über 500 Tage mit dem Fahrrad unterwegs und hatte 11 Länder bereist, obwohl ich kaum Geld hatte. Wenn das nicht zeigt, dass Not erfinderisch machen kann, dann weiß ich auch nicht.
Beispiel 2: Campingkocher
Die erste Reise startete ich ohne Campingkocher, doch irgendwann sehnte ich mich wieder nach einer köstlichen warmen Mahlzeit. Der Haken: Auf einer Radtour ohne Geld ist das gar nicht so einfach. Doch als mir ein paar Fans einige Konservendosen schenkten, kam mir eine Idee. Ich nahm das Taschenmesser und bastelte einen Campingkocher daraus, mit dem ich mir erst Tee und später dann auch Essen kochen konnte. Von nun an fühlte ich mich wie der reichste Mensch der Welt, denn die Zeiten der kalten Küche waren vorbei. Wieder einmal hatte die Not mich erfinderisch gemacht.
Beispiel 3: Wasser aus
Hin und wieder kam es auf meinen Reisen vor, dass mir mein Wasser aus ging. Doch oftmals hatte ich Glück, wenn es abends oder nachts geregnet hat. Also spannte ich einfach eine Plane, die ich dabei hatte auf, und fing das Regenwasser auf. So musste ich nicht durstig sein.
Beispiel 4: Anhänger kaputt
In Großbritannien brachen die Schweißnähte des Hundeanhängers. Einen anderen Anhänger in Rockys Größe zu bekommen war schlicht und einfach nicht möglich, denn die gab es gar nicht in Irland! Also musste ich mir selbst helfen! Ich nahm das Taschenmesser, sägte einige Stöcke passend zu und baute mit Kabelbindern einen Holzrahmen um den Anhänger. Das Besondere: Er hielt die ganze Reise hindurch!
Beispiel 5: Schaltseilzug gerissen
Einmal kam es auch vor, dass der Schaltseilzug meines Fahrrads riss, doch ich hatte keinen passenden Ersatz dabei. Da gab es lediglich einen leider zu kurzen Bremsseilzug und eine Metallfeile. Also feilte ich den Nippel vom Seilzug so zu, dass ich ihn am Schalthebel einhängen konnte und verband den Bremsseilzug mit dem restlichen Stück vom abgerissenen Schaltseilzug. Das Erstaunliche: Die Improvisation hielt über 100 km lang, sodass ich problemlos den nächsten Radladen erreichen konnte, um Ersatz zu besorgen.
LEBENSROCKER-FAZIT:
Selbst wenn wir nicht alles haben, so gilt glücklicherweise: Not macht erfinderisch! Wenn unsere Ressourcen oder unsere Zeit begrenzt sind, fallen uns plötzlich Lösungsmöglichkeiten ein, die wir vorher nicht in Betracht gezogen haben und diese können erstaunlicherweise richtig gut funktionieren! Wer hingegen versucht, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, zieht wahrscheinlich nie los, weil die Angst die Oberhand gewinnt.